Reisebüro Schleich | Dramatiker|innenfestival zu Gast beim Griessner Stadl

05.07.2024 - 05.06.2024
REISEBÜRO SCHLEICH
ein Dilemma
 
von Peter Lorenz
basierend auf einer historischen Recherche

Wo es Grenzen gibt, gibt es Schmuggler*innen. Der Grazer Josef Schleich brachte während der NS-Zeit jüdische Menschen über die grüne Grenze nach Jugoslawien. Wieviele ist noch immer historisch umstritten. Dabei begab sich Schleich auf eine moralische Gratwanderungen vom Schmuggler zum Geschäftsmann, vom Hühnerbauern zum Landwirtschaftsdozenten, vom Reiseleiter zum Judenschlepper. Seine Wohnung am Glockenspielplatz diente als Umschlagplatz verfolgter Menschen, als Ausgangspunkt seiner Reisen durch die Weltgeschichte und gleichzeitig als Schauplatz rauschender Feste mit hochrangigen Nazis. Eine Autorin und ein Zeitzeuge rekonstruieren mithilfe von historischen Archivdokumenten den Auf- und Niedergang des Reisebüro Schleich. Dabei schlüpfen sie in die Rollen von Nazis und Schmuggler*innen, tasten deren Sprache ab und stoßen auf erschreckende zeitgenössische Parallelen. Reisebüro Schleich bringt die Vergangenheit mit der Gegenwart in Berührung, um moralische Ambivalenzen von Fluchthilfe und Schlepperei abzuwägen.
 
„Reiseführer, Judenführer, Judenschlepper, Judenretter – wer war dieser  Josef Schleich, diese schillernde Figur, unterwegs in Graz und Wien Ende der 1930er Jahre? Ein Geschäftsmann, der Juden zur erzwungenen Flucht verholfen hat und gleichzeitig die Nähe zu den Nazi-Größen suchte. Das Nachkriegsösterreich tat sich in den 1990er Jahren schwer mit der Bewertung seiner Handlungen und nicht wenige forderten Yad Vashem in Jerusalem auf, ihn als Gerechten unter den Völkern zu ehren. Der jetzt von Peter Lorenz vorgelegte Text bleibt nicht bei dem historisch spannenden Stoff stehen. Vielmehr werden Geschichte und Gegenwart miteinander in einen Dialog gebracht, der uns mitnimmt und gleichzeitig in die Auseinandersetzung mit hochaktuellen Themen bringt. Grenzen und Grenzsicherung, Flucht und ein anderer Zugang zur deutsch-österreichisch-jüdischen Geschichte.”

Andreas Disselnkötter (Gutachter Yad Vashem)


Text: Peter Lorenz
Mit: Florian Tröbinger, Charlotte Kaiser und Ferdinand Nagele
Musik: Marion Ludwig als Nella Lenoir


 
Ort:
Griessner Stadl
Stadl an der Mur 50
Stadl an der Mur 8862

Dokumente